
Mühlau
Industrie mit Geschichte
Mühlau, ein charmantes Dorf mit Wurzeln im 14. Jahrhundert, wurde von Siedlern aus dem Rheinland gegründet und zeigt noch heute Spuren dieser Herkunft in seiner Ortsstruktur. Mit der Industrialisierung entwickelte sich der Ort zu einem Zentrum der Textilherstellung, wovon noch einige historische Fabrikgebäude zeugen. Heute verbindet Mühlau seine reiche Geschichte mit moderner Wirtschaft, etwa im östlich gelegenen Gewerbegebiet, und bietet mit seinem Gasthof „Zur Linde“ einen lebendigen Ort für Kultur und Gemeinschaft.
Einstiges Waldhufendorf
Mühlau entstand in Waldhufenform, als das Kloster Zschillen (heute Wechselburg) Menschen aus dem Rheinland hier ansiedelte. 1346 wurde Mühlau – damals noch „Mehlen“ genannt – erstmalig erwähnt. Die Siedler kamen aus Mehlem am Rhein und der Ortsname entwickelte sich im Laufe der Zeit zu „Mühlau“. Damals versuchten die Siedler offenbar, ihre alte Heimat zu kopieren, da es in der Ortsstruktur einige Parallelen gibt. Beispiele sind die Kreuzeiche drei Kilometer südlich vom Ort und der Hühnerberg drei Kilometer nördlich.
Bis ins 19. Jahrhundert war das Waldhufendorf entlang des Mühlaubaches in einen wettinischen und einen schönburgischen Teil gegliedert – geteilt durch die alte Handelsstraße zwischen Leipzig und Chemnitz.
Neben typischen Bauerngütern gibt es einige erhaltene sogenannte „Häusleranwesen“ von Kleinbauern mit wenig Land und Vieh. Die Gebäude hatten häufig einen massiven, verputzten Bruchstein-Unterbau mit aufgesetztem Fachwerk und einem Schieferdach.
Tuchmacher, Leineweber und Strumpfwirker waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Innungen organisiert – neben den typischen Handwerkern wie dem Fleischer, Bäcker, Schuhmacher, Maurer, Zimmermann, Schmied oder Schneider, die man im alltäglichen Leben benötigte.
Mit Beginn der Industriealisierung im 18. Jahrhundert siedelten sich in Mühlau mehr und mehr Textilmanufakturen an. Eines der erhaltenen Spinnmühlengebäude am Mühlteich wurde bereits 1809-1811 erbaut und hat eine wechselvolle Geschichte bis zum heutigen Leerstand. Zahlreiche kleine und mittlere Betriebe wie Handschuhfabriken, Wirkereien, Strickereien, Färbereien oder die Herstellung von Kartonagen entstanden mit den entsprechenden Gebäuden und prägten den Ort bis 1990. Mit der politischen Wende verschwand die Textilindustrie fast vollständig aus Mühlau. Viele Gebäude wurden abgerissen, einige zu anderen Zwecken umgenutzt.
In Folge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und dem Bevölkerungszuwachs benötigte der Ort zahlreiche neue Zweckbauten: Eine Schule entstand um 1894 als schlichter, verputzter Zweckbau mit Mittelrisalit. Um 1905 wurde das Postgebäude in historisierender Form erbaut. Der im 19. Jahrhundert erbaute Gasthof „Zur Linde“ steht auch für die vielen Gastwirtschaften, in denen sich im 19. und 20. Jahrhunderten das soziale und kulturelle Leben abspielte. Der Gasthof mit großem Ballsaal und einer Gastwirtschaft ist bis heute auch ein sozialer Treffpunkt und Heimat für viele Mühlauer Vereine.
Nach 1990 entstand östlich der Gemeinde in Richtung Hartmannsdorf und Chemnitz ein großes Gewerbegebiet mit verschiedenen Zweckbauten, wo sich heute Unternehmen u. a. aus den Bereichen Metallverarbeitung, Maschinenbau, Spezialtechnik und Elektronik angesiedelt haben.
Zahlen und Fakten
Erreichbarkeit
über A 4 und A 72, ehemalige B 95
Fläche
8,09 Quadratkilometer
Einwohner
Rund 2.100
Kontakt Gemeindeverwaltung Mühlau
Telefon
+49 (0)3722 608960
Internet
www.gemeinde-muehlau-sachsen.de
Adresse
Rathausplatz 1
09241 Mühlau