Friedrich Eduard Bilz
Auf den Spuren des Sächsischen Altmeisters der Naturheilkunde
Friedrich Eduard Bilz wurde am 12. Juni 1842 im Peniger Ortsteil Arnsdorf geboren. Die große Familie wohnte in einem kleinen Fachwerkhaus, das noch heute – leider verlassen - in Arnsdorf steht. In Erinnerung an den berühmten Sohn der Region trägt eine Oberschule in Penig seit 2008 seinen Namen.
Sein Leben
Friedrich Eduard Bilz verlor bereits früh seine Eltern. Damals war es an sich üblich, dass der jüngste Sohn die Wirtschaft des Vaters - in diesem Fall eine Gärtnerei - übernimmt. Da er beim Tod des Vaters mit 16 Jahren noch sehr jung war - die Mutter verstarb bereits vier Jahre eher -, erbte der älteste Sohn das Anwesen. Friedrich Eduard Bilz schlug den Weg eines Webers ein, auf den ihn sein Vater bereits zu Lebzeiten geführt hatte.
Von 1856 bis 1859 absolvierte er in Lunzenau eine Weberlehre. Hier wurde er schon früh mit den harten Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit konfrontiert. Es ist anzunehmen, dass schon in diesem jungen Alter der Grundstein für sein Eintreten für eine gesunde Lebensweise gelegt wurde. Nach seiner Lehre und der ungesunden Zeit hielt ihn nichts in Lunzenau. Er ging von 1859 bis 1860 auf die Walz, die ihn schließlich nach Meerane führte. Doch auch in Meerane griffen die Arbeitsverhältnisse die Gesundheit von Bilz an, er bekam Probleme mit Lunge und Magen. Daher begann er bald, sich mit einer naturorientierten Weltanschauung und den Naturwissenschaften zu befassen.
Friedrich Eduard Bilz lernte damals seine Frau Marie Auguste Kreil kennen. Am 25. April 1868 bekamen die Beiden unehelich ihr erstes Kind, am 28. Juni 1868 heirateten sie. Zusammen machten sie sich mit einer Familien-Weberei selbstständig. Und als ihnen der Schwiegervater Johann August Kreil ein kleines Reihenhaus kaufte, verbesserten sich ihre Lebensumstände deutlich.
Bilz hörte mit der Weberei auf und eröffnete mitten in den Wirren einer im Ort kursierenden Pockenepidemie einen kleinen Kolonialwarenladen. Als pfiffiger Geschäftsmann erzielte er gute Umsätze und konnte seine Familie so finanziell absichern. Er begann, sich für die Schriftstellerei zu interessieren und wurde Mitglied im „Verein für Gesundheitspflege und Naturheilkunde“ in Meerane.
Mit Begeisterung sammelte Bilz Anleitungen zur Behandlung von Krankheiten und zur gesunden Lebensweise. Er schlief, wann immer es möglich war, mit weit geöffnetem Fenster. Außerdem nutzte er Wasseranwendungen, um sich zum Beispiel bei der geistigen Arbeit den Kopf kühl zu halten. Oder er begann den Tag mit Barfußlaufen im morgenfrischen Tau.
Im Juni 1882 veröffentlichte Bilz erstmals eine Schrift über eine naturbezogene Weltanschauung. Nachdem er dafür einen Verleger fand, folgten noch zwei weitere Auflagen. Sein Hauptwerk für volkstümliche Naturheilkunde lag im Frühjahr 1888 in erster Auflage vor: „Bilz, das neue Heilverfahren, ein Lehr- und Nachschlagebuch für Jedermann in gesunden und kranken Tagen“. Dank der Unterstützung sächsischer Naturheilvereine war es bereits nach wenigen Monaten vergriffen.
Die Familie Bilz war dem großen Interesse an dem Buch nicht gewachsen und stellte deshalb einen Buchhandlungsgehilfen ein. Als der Schriftsteller Wilhelm Ressel vorschlug, eine Familienzeitschrift mit naturkundlichen Themen herauszugeben, entschloss sich die Familie, samt Familienhund nach Dresden umzuziehen.
Die Zeitschrift war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, es fanden sich kaum Abonnenten. Der „Bilz-Buch“-Verlag entwickelte sich aber immer weiter. Das Erfolgsgeheimnis seines Buches lag darin, dass es in volkstümlicher Sprache geschrieben war. Es vermittelte auf einfache Art komplizierte medizinische Sachverhalte. Die Heilungsempfehlungen waren leicht nachzuvollziehen und mit billigen Mitteln umzusetzen.
Schon 1888 hatte Bilz erkannt, dass er den größten Nutzen aus dem Werk nur ziehen kann, wenn die Vermarktung in der Familie liegt. So wurde im Juli 1888 die „F.E. Bilz Verlags-Buchhandlungs GmbH“ gegründet. Dank raffinierter Absatzmethoden wie zum Beispiel Haustürgeschäften, für die Bilz mitunter auch Kritik erntete, viel Werbung und der Übersetzung des Buches in zwölf Sprachen stieg die Auflagenhöhe rasant an. Wurden 1894 200.000 Bücher verkauft, waren es 1895 schon 250.000 und 1897 fast 500.000. Die 100. Auflage, 1900, wurde mehr als 750.000 Mal gedruckt, 1902 näherte man sich der Millionengrenze. Bis zum Jahr 1938 konnten insgesamt rund 3,5 Millionen Exemplare des Bilz-Buches vertrieben werden. Es erschien in 12 Fremdsprachen.
Dass die Dresdner Stadtwohnung der Familie in der dritten Etage lag, war für den Transport der Bücherballen ungünstig. Deshalb begann Bilz 1890 mit der Suche nach einem eigenen Grundstück. Vermutlich dachte er auch bereits damals an die Eröffnung von einer kleinen Kuranstalt. Denn durch sein Buch bekam er oft entsprechende Anfragen von Kranken. Bilz entschied sich bald für ein Grundstück in der Gemeinde Oberlößnitz, die heute zu Radebeul gehört.
Um 1892 verkaufte sich das Bilz-Buch zu Hunderttausenden und die Familie konnte sich schnell über finanziellen Wohlstand freuen. Nun konnte Bilz auch seine eigene Naturheilanstalt verwirklichen. Im September 1892 bekam er die Genehmigung für eine Heilanstalt. Und im Jahr 1905 verwirklichte sich Bilz einen weiteren Traum: ein Licht-Luft-Bad mit Undosa-Wellenbecken, das ebenfalls großen Zuspruch fand. Dort befindet sich auch heute noch der Bilz-Stein, welcher an den Gründer des Bades erinnert. Die strenge Badeordnung enthielt u.a. eine Vorschrift zur Kleiderwahl und das Verbot von Fotoapparaten.
Durch den guten Buchabsatz hatte Bilz die nötigen Mittel, um sein Sanatorium immer mehr zu erweitern. Mit dem wachsenden Erfolg des Sanatoriums wurde auch der Widerstand der Ärzte größer und Bilz wurde in viele Klagen verwickelt. Größeres Unheil konnte er jedoch immer abwenden. Mit dem Ersten Weltkrieg und der Inflation gingen die Gästezahlen jedoch zurück und wurden nie wieder erreicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Sanatorium als Wehrmachts-Lazarett genutzt und geplündert. Danach war ein Weiterbetrieb unmöglich.
Neben seinem Bilz-Buch wurde Friedrich Eduard Bilz auch durch die „Bilz-Brause“ berühmt. 1900 nahm der Getränkefachmann Franz Hartmann Kontakt zu Bilz auf, um den Trend der damaligen Zeit – richtige und gesunde Ernährung – aufzugreifen. Bilz wollte etwas gegen den hohen Alkoholismus seiner Zeit tun und die Beiden einigten sich schnell. Es entstand eine Essenz aus heimischen und exotischen Früchten, die der Grundstoff für ein alkoholfreies Erfrischungsgetränk war. Diese Essenz wurde mit Wasser, Zucker und Kohlensäule zur „Bilz-Brause“ vermischt und fand unter der Bevölkerung reißenden Absatz.
Damit Hartmann den Namen „Bilz-Brause“ verwenden durfte, beteiligte er Bilz prozentual am Umsatz. Aufgrund von Unstimmigkeiten begann Hartmann 1905, einen neuen Namen für das Getränk zu suchen. So wurde aus „Bilz“ die „Bilz-Sinalco“, „Sinalco-Bilz“ und schließlich nur noch „Sinalco“, die 1906 patentamtlich eingetragen wurde. Die Marke „Sinalco“ ist bis heute bekannt und in vielen Sorten erhältlich.
Um seine weltanschaulichen und naturheilerischen Ideen festzuhalten und zu verbreiten, veröffentlichte Bilz 1907 den Roman „In hundert Jahren“. Dieses Werk ist eine Aneinanderreihung seiner visionären Ideen mit plump eingeflochtenen Kapiteln aus seinen älteren Werken.
Bilz hatte mit seiner Frau 12 Kinder, wovon nur die Hälfte das 4. Lebensjahr überlebte. Mit 48 Jahren wurde er das letzte Mal Vater. Im hohen Alter plagte ihn der dringende Wunsch nach einen männlichen Nachkommen (Enkel). Bisher waren seine Kindern nur mit Mädchen beglückt worden. Doch Bilz wollte, dass sein ideelles Erbe weiter mit dem Namen Bilz verbunden bleibt. Vier Monate vor seinem Tod wurde ihm sein Wunsch erfüllt.
Friedrich Eduard Bilz starb am 30. Januar 1922 kurz vor seinem 80. Geburtstag. Wie seine Frau Marie Auguste, die schon Ende 1907 verstarb, wurde er im Bilz’schen Familiengrab auf dem Friedhof in Radebeul beigesetzt. Bereits zu Lebzeiten hatte er bestimmt, dass ihm der Steinmetz diese Worte in den Grabstein meißeln sollte: „Die Natur war mein Leitstern.“